"Blauer Stein"

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Am 5. Mai 1995 wurde in Freistadt im Gedenken an das Kriegsende vor 50 Jahren ein Denkmal eingeweiht, das elf Freistädtern gewidmet ist, die noch in den letzten Kriegstagen auf besonders schreckliche Art und Weise Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Diese elf Morde stellen gewissermaßen das zentrale Thema des Denkmals dar.

Es will aber darüber hinaus universalisierend aller Opfer politischer Gewalt gedenken, wie das auch das umlaufende Spruchband mit einem Zitat von Immanuel Kant fordert: „Versuche frei zu sein und achte und beschütze die Freiheit des anderen."

Historischer Hintergrund  Einige Freistädter schlossen sich 1944 der Widerstandsgruppe Neues freies Österreich an. Im Oktober 1944 wurden sie verraten, und insgesamt 52 Personen wurden von der Gestapo verhaftet. 16 Personen wurden verurteilt, davon acht zum Tode.

Am 1. Mai 1945 wurden sieben Freistädter in Treffling von einem Volkssturm-Kommando erschossen. „Der gemeinsame Vorwurf an alle Verhafteten lautete auf Hochverrat, indem sie eine Organisation gegründet und/oder unterstützt hätten, die auf Wiederherstellung eines freien und unabhängigen Österreich gerichtet war."¹

Um die Verwaltung von Freistadt für die Sowjetunion zu erschweren, wurden am 24. April 1945 die so genannten Sozialistenmorde verübt. Vier Freistädter und ein polnischer Landarbeiter wurden am 24. April vom Volkssturm unter Geheimhaltung festgenommen und noch in der Nacht zum 25. April an der Jaunitzbrücke im Süden der Stadt ermordet. Erst nach dem Kriegsende kam die Wahrheit heraus und die Täter konnten gefasst werden.

Es erinnert ein Gedenkstein an der Jaunitz bereits an diese Tat.

Die Namen der 11 Opfer sind auf einer Steinplatte eingraviert, die im Inneren des blau erstrahlenden Innenraumes schwebt. Das Denkmal besteht aus einem blautransparenten Glaskörper, einem „blauen Monolith", und soll unter anderem die Freiheit des Geistes und des Bewusstseins symbolisieren.

Den künstlerischen Wettbewerb zu diesem Denkmal hat der damals 27jährige Kunststudent Christoph Fürst, ein gebürtiger Freistädter, gewonnen.

Text: Maria Klambauer
Grafik: Rupert Hörbst